Guten Morgen ,
je nachdem, wie Sie zum
Karneval stehen, können Sie die folgende Info als
Warnung oder
Empfehlung verstehen: Am 15. Februar wird abends in der ARD die TV-Sitzung des Düsseldorfer Karnevals übertragen. Aufgezeichnet wurde sie bereits Anfang Januar. Dass ich mir das ansehe, ist eher
unwahrscheinlich. Ich gönne den Jecken natürlich ihren Spaß, aber diese Form des Zusammenkommens von
bierernst organsiertem Frohsinn ist nicht mein Ding. Außerdem liegt bei mir die Messlatte für Events dieser Art neuerdings höher denn je, seit ich mir vor ein paar Tagen die Sendung von der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst aus
Aachen angeschaut habe. Das eigentlich nur, weil zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung im Netz bereits die
Empörung über einen Spruch der Düsseldorfer FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hochkochte: „Von Kopf bis Fuß ganz formidabel, ohne Zweifel ministrabel, in jeder Talkshow ein Gewinn, weil ich die
Allergeilste bin.“ Wow, dachte ich – starker Spruch. Das hat sie gesagt? Auf jeden Fall wollte ich mir ihren Auftritt in Gänze anschauen. Dass sie im Rahmen ihrer Rede den CDU-Chef
Friedrich Merz tief in den Senkel stellte, wusste ich da noch nicht, sondern sah das erst während ihres Auftritts als schrille
Vampirin. Beeindruckend war, wie der Sauerländer reagierte:
Starren Gesichts ließ er es über sich ergehen, während sich sein Sitznachbar
Hendrik Wüst größtenteils
amüsierte wie Bolle. Und auch der Ex-Hoffnungsträger der Union,
Armin Laschet, genoss den Abend sichtlich. Eine fast schon historische Kombination also – ehemalige, derzeitige und womöglich kommende CDU-Granden beieinander, angestrengt einer Liberalen lauschend, die kein Blatt vor den Mund nahm und mit der scharfen Kelle austeilte.
Das weitere Echo im Netz war vorhersehbar, und falls es der streitbaren Politikerin aus Düsseldorf (neuer Spitzname: „Flak-Zimmermann“) um noch mehr Aufsehen ging, hat sie das erreicht. Auch aus SPD-Kreisen gab’s wegen der Merz-Watschen Haue. So könne man miteinander nicht umgehen, kommentierte eine Genossin aus Düsseldorf. Auch als Frau sei das für sie nicht akzeptabel, und lustig schon gar nicht. Wohlgemerkt: Unter Beschuss der FDP-
Allzweckwaffe lag Merz, kein Sozi.
Apropos Genossen: Eine ebenfalls bemerkenswerte Ansprache kam vom SPD-Vorsitzenden
Lars Klingbeil. Der spielte wunderbar mit seinem Image als drögem Nordlicht und witzelte gekonnt in Richtung des anderen Nordlichts,
Olaf Scholz. Säße ich im Elferrat des Aachener Karnevalsvereins, würde ich Klingbeil vormerken für künftige Auszeichnungen. Weil er mit kluger Rede gut bewies, dass er mehr kann als der SPD vorsitzen und keineswegs immer tierisch ernst ist.
Den interessantesten Hinweis auf die Bedeutung dieses Abends für Düsseldorf lieferte jedoch Laudatorin (und Schauspielerin)
Iris Berben. Ob nur scharf beobachtet oder bewusst gesetzt, hatte sie für den ganz vorn sitzenden NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst einen eindeutigen Rat, auch mit Blick auf dessen Sitznachbarn Friedrich Merz: Beim Entscheid in der Union, wer bei der nächsten Bundestagswahl als
CDU-Spitzenkandidat den Kanzler herausfordern solle, möge er, Wüst, doch antreten.
Völlig unabhängig davon, wie Frau Berben das sieht – wenn er es täte, würde es mich nicht überraschen. Den VierNull-Bericht zu dieser und anderen CDU-Personalien auf Landesebene finden Sie
hier.