Guten Morgen ,
mein Verhältnis zu Hugh Grant nahm im Dezember 1996 schweren Schaden. In jenem Monat kam ein neuer Star-Trek-Film in die Kinos. Mein bester Freund und ich dachten, es sei clever, wenige Tage vor dem offiziellen Start in eine
„Sneak Preview“ zu gehen, da würde der Film doch ganz bestimmt gezeigt. „Sneak Previews“ sind Vorstellungen, zu denen das Kino nicht verrät, was läuft und einen erst später erscheinenden Film als Überraschung zeigt.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, wir waren damals im
Europa an der Graf-Adolf-Straße. Ganz sicher weiß ich allerdings noch, dass wir nicht „Star Trek – First Contact” sahen, sondern „Extrem … mit allen Mitteln“, den völlig zu Recht vergessenen Versuch Hugh Grants, in einem Thriller Eindruck zu hinterlassen. Der Film war so schlimm, dass ich zum ersten und einzigen Mal in einem Kino eingeschlafen bin – und das auch erst mit deutlicher Verzögerung gemerkt habe, als die Hauptfigur von ihrem Gefängnisaufenthalt erzählte und ich mich nicht erinnern konnte, dass sie verhaftet und hinter Gitter gebracht worden war.
Ein Jahr später war ich etwas klüger, weil ich zumindest nichts erwartete, als ich mit einer Gruppe von Freunden wieder in eine „Sneak Preview“ gingen. Hart wurde es trotzdem. An jenem Abend lief
„Die Hochzeit meines besten Freundes“ mit Julia Roberts, Cameron Diaz und Rupert Everett und mit einer Szene, in der die ganze Besetzung singt.
Ich weiß, das klingt hier nach cineastischer Traumabewältigung, ist es aber gar nicht. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die ich in jenen Jahren sah und deren Titel und Handlungen mir längst entfallen sind, haben sich die Sneak-Preview-Filme eingeprägt. Und deshalb mag ich dieses Format so – weil es sogar mit Enttäuschungen schöne Erinnerungen schafft.
Die Idee zu den Geheim-Premieren ist übrigens schon in den 30er-Jahren entstanden. Auf
biograph.de habe ich gelesen, dass die Produktionsfirmen so Filme testeten und bei Gefallen auf Mundpropaganda hofften. In Deutschland gibt es Sneak Previews erst seit den 90ern, als erstes waren sie in Hamburg zu sehen, dann auch hier in Düsseldorf.