Mittwoch, 23. November 2022
 
+ Das Kreuz mit dem problematischen Sponsor + Vom Traum eines Drei-Fragezeichen-Fans + Bänke - nur zum Reden und Zuhören +
 
  
Guten Morgen ,

mit Sponsoren ist das so eine Sache. Ihre Hilfe – sprich: Geld – wird gern in Anspruch genommen, und sie freuen sich über das damit verbundene gute Image. Denn das ist ja Sinn der Übung: großzügig sein und dafür gepriesen, gesehen und anerkannt werden. Ein an sich segensreiches Arrangement, weil viele Veranstaltungen nur so ermöglicht werden.
Bei der Netzwerk-Veranstaltung Düsseldorf-In der "Rheinischen Post" im Böhler-Kesselhaus habe ich nun jedoch gesehen, wie ein solches Engagement für beide Seiten zum Problem werden kann. Dort ist Qatar Airways einer der Unterstützer. Nach der Größe der Präsentation zu urteilen, hat die katarische Fluggesellschaft viel Geld ausgegeben, um sich zu zeigen. Anlass: Seit ein paar Tagen gibt es eine regelmäßige Flugverbindung dieser Gesellschaft zwischen Düsseldorf und dem Mittleren Osten. Genutzt wird dafür eine Boeing 787 Dreamliner – ein schönes Flugzeug.
Leider jedoch nutzten die tollen Fotos und der freundliche Herr hinter dem Präsentationsdesk wenig: Das Interesse an dem, was er womöglich hätte erzählen können, hielt sich in Grenzen. Ein Vertreter des Flughafens schaute ein bisschen gequält. „Trotz aller Kritik – die Jets sind ziemlich voll“, sagte er.
Kann sein. Aber leider hat das Land derzeit keinen guten Lauf. Ein dortiger Politiker bezeichnete Homosexualität als "geistigen Schaden", die Menschenrechtslage vor allem für ausländische Bauarbeiter ist vielleicht besser geworden, aber von gut weit entfernt. Dass das Land den Zuschlag für die Fußball-WM nur durch massive Schmiergeldzahlungen erhalten hat, wird inzwischen als normal angesehen. Zudem hat die Fifa pünktlich zum WM-Start durchgesetzt, dass Deutschlands Torwart Manuel Neuer keine Kapitänsbinde mit einer Botschaft pro Toleranz als Solidaritätssignal tragen darf, was ebenfalls nicht imagefördernd sein dürfte. Kurz und gut: Wenn sich nicht bald etwas an der Stimmungslage ändert, verkehrt sich der Wunsch, das Bild des Landes mit Fußball aufzuhübschen, ins Gegenteil. Anders gesagt: Dieser Schuss geht nach hinten los.
Wie man anders mit solchen Problemen umgeht, hat Rewe gezeigt: Weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vor der Fifa einknickte und Neuer die Binde nicht trägt, beendete Rewe sein Sponsoring des DFB. Viel Respekt gab es auch für Irans Nationalmannschaft, die beim Abspielen der Nationalhymne schwieg. Das ist Mut. Weil den Spielern und ihren Familien in der Heimat mehr als nur eine Verwarnung droht.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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