Guten Morgen ,
neulich tauchte bei Facebook eine Liste von rund zwei Dutzend Namen auf. Fein säuberlich untereinander standen sie dort, alles Männer. Man ahnt, um wen es geht: um die Düsseldorfer Jonges. Voller Stolz präsentierten sie ihre neuen Mitglieder. Unter der Liste stand ein Kommentar, der mich aufmerksam werden ließ: „Immerhin ein Handwerker dabei“, merkte dort jemand an. Und tatsächlich – bei den aufgeführten Tätigkeiten wurden alle möglichen Akademiker genannt, aber nur einer hatte einen handwerklichen Beruf.
Weil sich das mit meinem persönlichen, aber bisher nie hinterfragten Eindruck deckt, habe ich mir das Mitgliederverzeichnis der Jonges angesehen. Auf 126 Seiten im halben DIN-5-Format sind da alle aufgelistet. Und siehe da: Von den weit über 3200 Personen sind die weitaus meisten Anwälte, Ärzte, Richter, Banker, Beamte, Kaufleute, Berater, Manager, aber nur 190 gaben an, Schreiner, Metzger, Elektriker oder ähnliches zu sein. Von anderen Berufen weitab akademischen Hintergrunds ganz zu schweigen: Die dort auftauchenden Kraftfahrer, Chauffeure oder Busfahrer kann man mit den Fingern von zwei Händen locker aufzählen. Das gleiche gilt für Landwirte. Mehr als fünf sind mir nicht aufgefallen.
Das ist im Grunde kein Problem. Aber dem Verein, der stolz ist auf seine Toleranz gegenüber allen (außer Frauen) und auftritt, als sei er ein Spiegel der Düsseldorfer Gesellschaft, muss klar werden, dass er das mitnichten ist. Eher ein Sammelbecken mit einer klaren Mehrheit bürgerlicher Personen. Ein erheblicher Teil der Stadtgesellschaft jedenfalls nimmt am Vereinsleben der Jonges nicht teil, aus welchen Gründen auch immer. Dass sie dennoch meinen, im vermeintlichen Interesse aller stets mitreden zu müssen, ist angesichts dieser Struktur einmal mehr schwer zu rechtfertigen.
Die Jonges schließen also nicht nur Frauen aus, sondern scheinen für viele Menschen ohne universitären Background nicht attraktiv zu sein oder sie nicht zu erreichen. Das sollte sie beschäftigen, mindestens so intensiv wie die Frage, ob künftig nicht doch auch Frauen Mitglied werden dürfen.
Derzeit läuft eine große Umfrage bei den Mitgliedern. Da wird anfangs sehr staatstragend nach Bedeutung, Selbstverständnis und Einschätzung verschiedener Aktivitäten gefragt. Erst ganz zum Schluss kommt der Knackpunkt: „Wie halten wir es denn künftig mit den Frauen?“ Man sollte diese Frage ergänzen und auf Handwerker und andere Berufsgruppen schauen, die man offenbar aus den Augen verloren hat.
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