Vendredi, 28. Octobre 2022
 
+ Wie ich überraschend zum Kaufhof-Kunden wurde + Läden mit osteuropäischen Spezialitäten + Tunnel Gerresheim: Entscheidung verschoben +
 
  
Guten Morgen ,

nun stellt sich sich also die Frage, ob der Kaufhof-Galeria-Eigner René Benko erneut ein paar hundert Millionen Euro Staatshilfe bekommt, weil seine Kaufhäuser nicht performen, wie man das neudeutsch nennt. Mit anderen Worten: Sie laufen nicht, ihre Existenz ist – schon wieder – bedroht. Und damit tausende von Jobs.
Zur Erinnerung: Das Grundstück des früheren Kaufhofs am Wehrhahn möchte Benko gern für die neue Oper zur Verfügung stellen. Ihm (oder einem seiner Unternehmen) gehört das Carschhaus und vor allem das frühere Flaggschiff der Kette, der Kaufhof an der Kö. Für Düsseldorf geht es also um viel.
Der "Spiegel" bezeichnete diese Art von Kaufhäusern vor wenigen Tagen als Konsum-Fossilien, und es ist gängige Meinung, diese Art des Verkaufs hätte sich überholt und daher keine Zukunft. Das deckte sich auch mit meiner Meinung. Aber ich wollte sie bestätigt haben. Also bin ich nach etlichen Jahren nochmals durch den Kaufhof an der Kö geschlendert, um zu sehen, ob der Laden wirklich so piefig ist, wie immer wieder kolportiert wird. Um das Fazit vorweg zu nehmen: Er ist es nicht. Am Ende habe ich mir sogar – ungeplant – zwei Jeans gekauft.
Mein Eindruck: Die Kette hat ein Imageproblem. Der Ruch des Gestrigen haftet ihr an wie Pech, und den muss sie erstmal wieder loswerden. Ob es gelingt, indem man die immer wieder gerne angeführte junge Zielgruppe anspricht, weiß ich nicht. Ich weiß aber, wie interessant die über 50-Jährigen heutzutage sind, zumal sie gern konsumieren. Die kleiden sich nämlich nicht nur in Wasserleichen-Beige, sondern mögen flottes Design in guten Farben. Ich bin einer davon und denke: Lass die anderen zu Primark gehen und den künftig durch die Meere schwimmenden Müll kaufen oder bei Amazon bestellen. Aber Kunden wie ich, also der typische alte weiße Mann, bestellen zwar auch einiges online, finden es aber großartig, nah beieinander alle guten Labels für Hosen, Jacken, Unterwäsche und Socken zu finden, und zwar mit einem umfassenden Sortiment. Eine Etage tiefer ist Körperpflege angesagt (ebenfalls mit allen bekannten Marken), und ein überraschend ansprechendes Restaurant liegt um die Ecke. Die Zeiten, in denen die gastronomischen Angebote der Kaufhäuser den Resopal-Chic von DDR-Kantinen hatten, sind lange vorbei. Im Kaufhof Kö jedenfalls standen gestern etliche Frauen und Männer höchst unterschiedlichen Alters an verschiedenen Angeboten für Salat, Gemüse, Pasta und Kuchen – und der in der Luft liegende Duft war sehr verlockend. Currywurst und Pommes kosten mit 9,75 Euro zwar mehr als an der Bude nahe dem Hauptbahnhof, aber dafür ist das Ambiente deutlich einladender.
Komischerweise unterscheidet sich das Haus im Grunde kaum von Breuninger im Kö-Bogen, Ansons oder P&C. Die haben zwar auch Probleme, aber nicht solche wie der Kaufhof – weil sie jünger sind und ihnen nicht der Ruf des Überholten anhaftet.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 10 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar.

Start-Abo: 6 Monate für 1 Euro

Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?

Hier einloggen

© 2022 VierNull Media UG. Alle Rechte vorbehalten. Der Newsletter ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung bedarf der vorherigen schriftlichen Genehmigung von VierNull Media UG.