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Guten Morgen ,
haben Sie schon mal ein Techtelmechtel wegen Weingummi beendet? Ich ja. Christof und ich waren 14 und bei den Tischtennisplatten verabredet, er brachte eine Tüte Haribo Color-Rado auf seinem Gepäckträger mit. Als Vegetarierin wollte ich so ein Gedöns (wegen Gelatine) eigentlich nicht essen, aber bei Lakritz werde ich noch heute schwach. Wir quatschten, knutschten, kauten. Es stellte sich heraus, dass er genau die Dinge aus der Tüte liebte, die ich hasste. Da kippte was um in mir. Wir haben keine Gemeinsamkeiten? Das kann nichts werden. In den Wochen danach winkten wir uns manchmal aus sicherer Entfernung in den Pausen auf dem Schulhof zu. Dass er von der Schule flog, hatte mehr mit Schlägereien als mit Schaumfröschen zu tun.
Ich dachte neulich daran, als ich bei unserer VierNull-Geburtstagssause zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder Haribo Color-Rado aß. Dann, gestern, geschah was Abgefahrenes. Vor meinem Lieblingscafé an meiner Lieblingsstraße saß ich und hörte, dass jemand meinen Namen sagte. Ich drehte mich um. Da stand: Color-Rado-Christof. WIRKLICH. Wir leben, das stellte sich im Gespräch heraus, beide schon lange in Düsseldorf und begegneten uns, bis gestern, nie.
Ich dachte viel zu lange, meine Lieblingsleute müssten mir so ähnlich wie möglich sein. Es gab Phasen, in denen ich mich persönlich angegriffen fühlte, wenn Leute, die ich liebte, nicht die Songs, Serien und Schauspieler:innen mochten, die ich vergötterte. Erst allmählich checke ich, dass die Idee, in Freundinnen und Freunden ein alter ego zu finden, kein gutes Rezept für ein tiefes Miteinander ist.
Als Art:Card-Nutzerin kann ich jede Ausstellung in den Museen unserer Stadt das ganze Jahr gratis besuchen. Manchmal begleitet mich eine Freundin. Oft geht das aber nicht, wegen des Geldes. Diese Freundin beobachtete ich bei einem gemeinsamen Museumsbesuch mal dabei, wie sie vor einem Bild von Monet stand und bitterlich weinte. Mir ist Monet völlig egal. Doch sie da so zu sehen und zu spüren, wie unterschiedlich Kunst auf uns wirkt, das hat mir einen Moment beschert, an den ich noch heute mit Zuneigung denke.
Ein VierNull-Leser regte an, hier mal auf die freien Eintrittsangebote von Kulturhäusern hinzuweisen. Das halte ich für eine hervorragende Idee (Danke). Darum finden Sie unten heute 1 Pfund kostenlose Kulturtipps. Die schicke ich auch direkt an meine Freundin.
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