Freitag, 25. Februar 2022
 
+ Und sie feiern doch + Nicht gutbürgerlich, sondern richtig gut bürgerlich + Nächster Sanierungskandidat? Schaden an der Südbrücke +
 
  
Guten Morgen ,

Was für ein Tag: Mittwochabend früh ins Bett, Donnerstag morgen um kurz nach 7 Uhr raus – und dann, wie immer, zum Frühstück die Nachrichten. Ein Gefühl zwischen Unglauben, Fassungslosigkeit, Angst, aber auch Zorn und Trotz.
Abgesprochen war, am Weiberfastnachtstag in die Altstadt zu gehen und zu schauen, wie das so läuft mit der Brauchtumszone. Sie erinnern sich? Einschränkungen, um nicht zu sagen: Verbote wegen Corona. Corona? Ja, diese Krankheit, die bis vorgestern zentrales Thema war in unseren Nachrichten und in der Denke vieler Menschen. Auf einmal: zweitrangig. Ich bin gespannt, ob am Samstag wieder Impfgegner auf die Straße gehen. Ehrlich gesagt wünsche ich ihnen künftige Zwangsimpfungen mit einem Zeug, das Sputnik heißt.
Und in der Altstadt? Dort ist es nicht so wie in sorgenfreien Jahren, jedenfalls anfangs noch nicht voll. Eine leere Bergerstraße, aber Gedränge vorm Ohme Jupp, auf dem Burgplatz Menschenmassen, als ob nichts wäre außer Weiberfastnacht. Hunderte OSD-Leute sind auf der Straße, überall Kontrollpunkte. Ich sehe viele Polizisten und tausende von Kostümierten. Vor allem sehr junge Menschen. Pinguine, Hexen, Wikinger, Plüschkostüme. Hier und da Gesprächsfetzen – Putin, Ukraine, Krieg. Die Sorgen sind präsent, aber "Wir feiern trotzdem" ist die Botschaft. Der Blick auf den Burgplatz lässt mich staunen: Tausende von Menschen stehen dort, dicht an dicht, die Treppe runter zum Rhein ist proppenvoll, Abstandhalten scheint nicht angesagt zu sein, wie das Foto meines Kollegen Andreas Endermann zeigt.
Ist das richtig? Ist das falsch? Falsche Fragen: Jeder muss selbst damit umgehen und für sich entscheiden. Altstadtwirte-Sprecherin Isa Fiedler bringt es auf den Punkt. Ihr „Knoten“ ist gegen Mittag noch halb leer – aber das werde sich im Laufe des Nachmittags noch ändern, weiß sie. Und: „Wenn wir hier nicht feiern, ändert das in der Ukraine nichts." Da hat sie Recht.
Aber Feiern hat auch was mit Fröhlichkeit zu tun. Die ist vielen gestern Morgen abhandengekommen, anderen offenbar nicht. Das muss man nicht verstehen, aber akzeptieren.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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