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Guten Morgen ,
im Grunde bin ich als Autor bei VierNull ein Handwerker. Wie andere mit Sprache umgehende Menschen auch. Mein Werkzeug ist das geschriebene (demnächst beim Podcast zusätzlich das gesprochene) Wort. Weil ich es täglich benutze, halte ich es auf dem neuen Stand, bilde mich weiter und es macht mich froh, wenn andere ähnlich bewusst damit umgehen wie ich.
Daher hat mich jetzt ein Beitrag in der von mir geschätzten Süddeutschen Zeitung gefreut. Dort gibt es samstags eine Rubrik namens "Sprachlabor". Ein guter Titel, weil es um Fragliches, Falsches, Neues, Kurioses oder Furchtbares in der deutschen Sprache geht. Dieses Mal war es das schöne Wort „tun“. Die Kundigen wissen, es ist ein Hilfsverb, auch Auxiliar genannt, und sie wissen außerdem, wie knifflig seine Nutzung ist. Denn sie schrammt häufig haarscharf an dem vorbei, was in manchen Regionen Deutschlands normal, aber nach der Regel verbal nicht akzeptabel ist. „Ich tue jetzt meine Hausaufgaben machen“ sollte man seinem Kind schnell austreiben. Sagte der Nachwuchs aber „Heute spielen wir Fußball, und das tun wir gern“ dürfen Sie als Eltern wohlgefällig nicken, sich jedoch fragen, ob Sie da nicht einen Klugscheißer heranziehen. Die Kollegen bei der Süddeutschen zitieren einen Leser, der zuletzt eine verstärkte Nutzung (und zwar die der sprachlich korrekten Art) bemerkt hat. Recht hat der Mann, gut beobachtet, ich habe den gleichen Eindruck: Etwas zu tun, getan zu haben, tun zu müssen, er tat, sie tat und die anderen Versionen tauchen häufiger auf, und das tut (!) unserer Sprache gut. Das liegt daran, dass diese Wortkombination unserer täglich verwendeten, also gesprochenen und damit lebendigen Sprache entnommen ist. Sie häufiger zu nutzen wäre ein Tun, das etlichen Frauen und Männern beim Texten nicht schlecht täte.
Außerdem ist das Wörtlein so wunderbar vielseitig. Der Ruf des Menschen mit Hund angesichts dessen galoppierenden Anlaufs aufs zweibeinige Gegenüber „Der tut nix“ ist natürlich falsch, denn er/sie ist ja in Wahrheit sehr aktiv, tut also etwas, nämlich rennen. Allerdings lässt die Formulierung zwar ahnen, aber im Grunde offen, was gemeint ist. Möglich ist alles zwischen Beiß- und Spielattacke.
So oder so als beruhigende Entwarnung untauglich. Am Ende steht meist die Erkenntnis: Gut gemeint, aber helfen tat es nicht.
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