Guten Morgen ,
nun sehen wir diese Fotos aus der Altstadt in der Silvesternacht auf vielen Kanälen in einer Art Dauerschleife. Das ist zwar jetzt schon wieder zwei Tage her, aber ich würde mal prophezeien, dass uns diese Ereignisse noch eine Weile beschäftigen werden. Und das nicht nur, weil die Düseldorfer Jonges vor ein paar Tagen ein neues, umfassenderes Sicherheitskonzept angemahnt haben für Düsseldorfs Partymeile. Wer daran gezweifelt hat, ob man das braucht, dürfte spätestens jetzt in Grübeln geraten. Ansammlungs- und Böllerverbot, Abstandsregeln – das scheint nicht für alle zu gelten. Während es in den Stadtvierteln eher ruhig war und vor allem die Außenbezirke in Teilen gespenstisch still blieben, drängelte es sich zwischen Burgplatz und Bolker Stern so dicht wie immer. Klar, es wurde weniger geböllert und der Raketenbeschuss war nicht ganz so gefährlich wie sonst. Aber angesichts der Ereignisse müssen sich alle veräppelt fühlen, die sich brav an die Regeln hielten. Von den Messeleuten ganz zu schweigen: Die "boot" wird abgesagt, aber an der Rheinuferpromenade knubbeln sich zigtausende Menschen, fröhlich und weitgehend unbehelligt. Amüsant übrigens die Darstellung der Nacht in der Mitteilung des städtischen Presseamtes, allerliebste Behördenprosa. Hier ein Auszug zum Auf-der-Zunge-zergehen-lassen: „Es waren insgesamt 70 Einsatzkräfte des Ordnungsamtes in der Altstadt im Einsatz. Ein Schwerpunkt war neben der Durchsetzung der Allgemeinverfügung zum Mitführ- und Abbrennverbot für Feuerwerkskörper der Kategorie F2 in der Düsseldorfer Altstadt in Zusammenarbeit mit der Polizei die Umsetzung der Coronaschutzverordnung. Vereinzelt konnte der verbotswidrige Einsatz von Feuerwerkskörpern beobachtet werden, ohne jedoch einen Verursacher ermitteln zu können. Eine Person wurde am Burgplatz mit sechs Raketen angetroffen, welche in einem mit Wasser gefüllten Container vernichtet wurden.Trotz des Ansammlungsverbotes, das nicht immer beachtet wurde, war das Besucheraufkommen in der Altstadt hoch. Bei niedriger Eingriffsschwelle wurde gegen größere Personengruppen vorgegangen. Eine Tanz- und Musikdarbietung an der Freitreppe am Burgplatz wurde durch die Polizei beendet. Im Verlauf der Einsatzzeit kam es in vier Fällen im Rahmen von ordnungsbehördlichen Maßnahmen zu Widerstandshandlungen, tätlichen Angriffen sowie zwei Beleidigungen gegen die Einsatzkräfte, die jedoch alle dienstfähig blieben. Aufgrund von Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung wurden in neun Fällen Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen in der Gastronomie und in drei Fällen wegen des Verstoßes gegen das Ansammlungsverbot gefertigt. In 17 Fällen wurden Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen wegen des Urinierens in der Öffentlichkeit gestellt.“
Immerhin lerne und erkenne ich mehrere Dinge: Es gab so etwas wie eine „niedrige Einsatzschwelle“, was immer damit auch gemeint sein mag. Und Wildpinkeln wurde gnadenlos verfolgt. Kein Wunder, da ist der Verursacher leicht zu ermitteln, sozusagen delikt-immanent. Außerdem hat die Stadt ganz offensichtlich ein Integrations- und/oder Kommunikationsproblem angesichts der unübersehbaren Ballung junger Menschen mit Migrationshintergrund in dieser Nacht. Entweder ist denen nicht eindeutig klar gemacht worden, wozu uns Corona derzeit nötigt. Oder sie ignorieren es. Beides ist nicht akzeptabel. Vor allem, weil es rechte Querdenker, AfD und andere Rattenfänger in ihrem ausländerfeindlichen Denken bestätigt. Aber auch, weil dieser ungehinderte Verstoß gegen klare Regeln – egal, von wem – einem Empfinden der meisten Menschen widerspricht, das im deutschen Gesetz als das „Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden“ definiert ist.
Man könnte es auch salopper formulieren: Diese Bilder und die offizielle Reaktion darauf machen fassungslos. Übrigens: In seiner so genannten Neujahrsansprache verspricht Oberbürgermeister Stephan Keller unter anderem, weiter an der Verbesserung der Sicherheitslage in der Altstadt zu arbeiten. Wie nötig das ist, hat er nun erneut gesehen.
Einen guten Start ins neue Jahr und Danke, dass Sie VierNull lesen
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